Mein erster Halbmarathon – Keep Running
[Werbung wegen Nennung des Veranstalters]
Am 1.7.2018 war es endlich soweit: der Hella Halbmarathon wurde veranstaltet und ich war mittendrin. Als Läufer. So richtig. Wow!
Ich war die ganze Woche davor schon fuchsig vor Aufregung. Genügend vorbereitet hatte ich mich doch…oder?! Einmal hatte ich ja schon die 17km geschafft (mehr zu meinem Training findet ihr hier), dann würden die 21km ein Klacks, sagten alle. Ich versuche mir das einzureden, wirklich. Aber so richtig wollte mein Hirn das nicht glauben. Ich, die vor Kurzem noch bei 6km ein Sauerstoffzelt brauchte, sollte plötzlich 21km am Stück schaffen? Ich ließ mich mal überraschen. Mehr blieb mir auch nicht mehr übrig.
Am Tag vor dem Halbmarathon hatten wir nochmal drei leichte Kilometer Training am Morgen eingebaut. Den Tipp bekam ich lieberweise von einigen von euch hier noch vorab. Hintergrund: die Muskeln sollten sich nach der Woche Pause bestenfalls langsam dran gewöhnen, dass es am Tag danach plötzlich wieder richtig zur Sache ging. Hat auch echt gut getan! Ich merkte, dass ich definitiv mit kurzen Runden und Sprints keine Probleme mehr hatte und meine Gelenke gut regeneriert waren. Sehr gut, eine Sorge weniger! Dass Flo und ich den Samstag quasi insgesamt nochmal knapp einen Halbmarathon lang zu Fuß durch Hamburg spaziert sind (vornehmlich weil wir einen an der Klatsche haben), werde ich hier nicht weiter ausführen. Die Beine haben wir abends auf jeden Fall zu Genüge gemerkt!
Der Tag des Halbmarathons
Dann war es soweit! Die Wecker waren am Sonntag auf 6 Uhr gestellt und ich lag eh schon hellwach im Bett. Ich hatte mir vorher noch angelesen, dass die letzte Mahlzeit drei Stunden vor dem Halbmarathon / Marathon eingenommen werden sollte. In unserem kleinen Wochenend-Apartment bereitete ich uns je ein Schälchen zarte Haferflocken mit Apfel, Banane und Naturjoghurt vor. Die Zeit raste – so ist es ja immer, wenn man vor etwas Bammel hat oder sich auch einfach freut. Wir zogen los Richtung U-Bahn und trafen dort schon die ersten Mitläufer. Ein Vater mit seinen zwei Töchtern, die locker zehn Jahre jünger waren. Na, wenn die beiden das schaffen, dann schaffe ich das doch auch, dachte ich mir. Mit jeder U-Bahn Station stiegen weitere Läufer hinzu. Wir erkannten uns alle an unseren Laufklamotten und den Startnummern, die jeder schon sorgfältig mit Sicherheitsklammern befestigt hatte. Einige Touristen witzelten schon, ob der Halbmarathon denn dieses Mal mit der U-Bahn zurückgelegt würde und ob sie sich auch noch anmelden können, hihi.
Ankunft am Startpunkt
Wir kamen auf St.Pauli an und bewegten uns in die Masse von Läufern. Begrüßt wurden wir von einer Reihe von Dixi-Klos (es waren bestimmt 20 die Straße entlang) und einer noch längeren Anreihung von Läufern, die der Not kurz vor dem Run doch noch nachkommen wollten. Flo: “Ich glaub, ich geh nochmal.” – Ich: “Nein.” Der Typ wäre ne Stunde weggewesen bei dem Andrang! Jetzt mussten wir wohl oder übel einfach halten – die nächste Möglichkeit gabs dann ja auch schon in ca. 3 Stunden an den Messehallen. Während des Laufs zwar auch, aber wir wollten durchziehen, um nicht aus dem Rhythmus zu kommen.
Die halbe Stunde, die wir zu früh dort waren, merkte ich nicht mehr. Ich schaute mich ab und an nochmal um, ggf. war ja jemand, den ich kannte auch dort. Haha, bei 11.500 Läufern! Natürlich habe ich niemanden erspähen können. Wir reihten uns bei unserer Zielzeit ein: irgendwo zwischen einer Pace von 6:15 und 6:30. Lieber tief stapeln als anderen am Ende im Weg zu laufen und sie von ihrer Zielerreichung abhalten, dachte ich mir. Mein Ziel war: Einfach ankommen.
Startschuss zum Halbmarathon – Keep Running!
Der Startschuss fiel pünktlich um 10:00 Uhr für die krassen Sportler vorn. Grüppchen für Grüppchen ging es nach vorn, bis auch wir über die Startlinie liefen. Ab jetzt galt durchhalten! Der Anfang war easy, weil Flo und ich viel zu langsam losliefen und bis zum ersten Kilometer erstmal in der ungewohnten Umgebung unsere eigene Pace finden mussten. Mit “unsere Pace” meine ich eigentlich meine, denn er hätte locker auch weiter vorn mitlaufen können, blieb aber den ganzen Halbmarathon über bei mir.
Die ersten Kilometer flutschten nur so – nicht zuletzt wegen der super Stimmung vor Ort! Gefühlt war tatsächlich immer jemand da, der die Läufer anfeuerte, obwohl sie uns gar nicht kannten. Männer und Frauen mit Schildern, kleine Kinder, die die Hand zum Abklatschen raushielten und an jedem Kilometer musikalische Untermalung in Form von DJs, kleinen Musikgrüppchen, Trommeln, Gitarren, sogar Alphörnern! Klingt verrückt und irgendwie war es das auch. Die erste Hälfte der Veranstaltung war wirklich traumhaft – allein der Ausblick über Hafen und Alster sind echt jede Minute des Laufs wert. Den einen oder anderen Gänsehautmoment gab es auch, zum Beispiel als wir durch einen Tunnel liefen und der DJ so richtig aufdrehte! Wahnsinn, in einer großen Gruppe mit Menschen zu laufen, die alle das gleiche Hobby teilen.
Die zweite Hälfte – Wegatmen, Durchhalten!
Als es dann den gefühlt endlosen Weg um die Alster ging, geriet ich das erste Mal in Zweifel, denn am 14. Kilometer starteten die schlimmsten Seitenstiche, die ich jemals hatte. Mist, falsch geatmet und noch so lange weiterzulaufen! Ich versuchte das Ganze wegzuatmen. Unter normalen Umständen hätte ich wahrscheinlich einfach aufgehört zu laufen und hätte das Training abgebrochen. Hier wollte ich aber unbedingt durchhalten. Der Ehrgeiz war geweckt und am 15km Schild waren die Schmerzen weg. Hallelujah, einen Kilometer lang Seitenstechen wünsche ich aber auch niemandem. In der zweiten Hälfte nahm ich jeden Erfrischungspunkt, jeden Wasserbogen, jeden Gartenschlauch dankend an und kämpfte mich von Kilometer zu Kilometer. Nur noch fünf, nur noch vier… komm, das hast du im Training doch auch immer locker geschafft!
Dann ging es endlich auf die Ziellinie zu. Ich kann mich tatsächlich an nicht mehr viel erinnern, denn die letzten Meter habe ich alles um mich herum ausgeblendet und bin einfach gelaufen. Ich habe von den Leuten um mich herum – den Läufern und den Zuschauern – rein gar nichts mehr mitbekommen. Flo nahm meine Hand und gemeinsam liefen wir durchs Ziel. 2:15:29, absolut wackelige Beine und stolz wie Oskar, diese Medaille endlich in Händen halten zu dürfen.
Fazit
Viele von euch haben mich schon gefragt, wie ich die Erfahrung Halbmarathon bewerte und ob ich es nochmal tun würde. Der restliche Tag war zugegebermaßen sehr gechillt: wir stiegen in unser Auto, um nach Haus zu fahren, bestellten uns abends Pizza und lagen beide völlig fertig danach auf dem Sofa. So eine Langstrecke verlangt dem Körper schon einiges ab – besonders, wenn man noch nicht lang an solche Strecken gewohnt war.
Dennoch muss ich mit einer Woche Zeit sagen: Ich könnte bestimmt nochmal! Nächstes Jahr. Die Stimmung in Hamburg war echt wahnsinnig und die Motivation groß! Schließlich habe ich am 1.7. das erste Mal die 21km geknackt und ich kann mir vorstellen, dass ich diese mit ein wenig mehr Übung das nächste Mal mit einer besseren Zeit abschließe. Das nächste Ziel wird also nicht nur “Ins Ziel kommen” sondern unter zwei Stunden zu laufen! Challenge accepted.
Ein Gedanke zu „Mein erster Halbmarathon – Keep Running“
We are so proud of you 😀 außer dir hatte niemand Zweifel das die 21 Kilometer schaffst 😉 freu mich schon irgendwann mal mitzulaufen, dann siehst du dein Gesicht vom ersten Marathon wieder xD